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Die Hörzeitschrift für Blinde

Schau doch mal rein!
Logo Frohe BotschaftKOM-IN? Was ist das überhaupt? Vielleicht ein eingedeutschtes come in für komm rein? Im übertragenen Sinne schon. Schau ruhig mal rein! Schau mal rein? Geht es denn nicht um Blinde? Ja und nein.
KOM-IN ist das ganz nüchterne Kürzel für Kommunikation und Information für Blinde und Körperbehinderte, aber nicht ausschließlich. Was hat das mit Mission zu tun? Schauen wir mal rein.

Die Christliche Blindenhörbücherei
Bis zur Wende gab es in der Oberlausitz eine Christliche Blindenhörbücherei. Eine solche Bücherei gab es auch in Marburg. Hier wurden Bücher und Zeitschriften für Blinde hörbar gemacht, indem sie von Sprechern vorgelesen und auf Tonträger aufgenommen wurden. Doch nach der Wende gab es auch in diesem Bereich Veränderungen. Die Christliche Blindenhörbücherei in Ostdeutschland wurde aufgelöst. Der Bestand der Hörbücher wurde in die nun gesamtdeutsche Evangelische Blindenhörbücherei nach Marburg verlagert. Die ostdeutschen christlichen Blindenhörzeitschriften fanden jedoch zunächst keine Berücksichtigung.
Jörg Sorge, einer der früheren Mitarbeiter der Christlichen Blindenhörbücherei in der ehemaligen DDR verstand seine Tätigkeit in Technik und Redaktion als eine Berufung. War diese Berufung jetzt zu Ende, jetzt, wo es endlich möglich sein sollte, ohne behördliche Prüfung und Einschränkung christlichen Glauben verständlich zu machen? Sollte die Berufung weiter gelten, mussten Arbeitsmittel her. Aber diese waren teuer. Viele Fragen tauchten auf. Doch auf Fragen gibt es Antworten. Durch Gott und in der Bibel: Gideon legte seinerzeit ein Vlies vor Gott, um eine Antwort zu bekommen (Richter 6,33-40). Zu solchen Mitteln muss man nicht immer und nicht in jeder Situation greifen, denn es gibt viele Möglichkeiten, Gottes Willen zu erkennen.
Doch die Antwort auf die Probleme von Jörg Sorge kam prompt. Jemand war bereit, eine Kopiermaschine für Tonkassetten abzugeben. Kostenlos. In der ehemaligen DDR war solch ein Gerät nicht ohne weiteres zu beschaffen und im "Westen" nicht gerade billig zu haben.

Das ABC-Joumal

Gabriele Sorge im StudioNun begann eine neue Zeit. Der gestellte Lizenzantrag für eine christliche Blindenhörzeitschrift wurde durch die Währungsunion und den Beitritt der DDR hinfällig. Mit Jana Ulemann und Roland Kurzweg gestaltete Jörg Sorge nun eine Kassettenzeitschrift, das ABC-Journal. Kopie und Versand übernahm die Evangelische Blindenhörbücherei Marburg. Aus der eigenen Kopiermaschine belieferte Jörg Sorge vorwiegend körperbehinderte Menschen mit Tonkassetten. Dadurch bot sich ihm eine Chance, etwas Neues entstehen zu lassen, anders, individuell, missionarisch ausgerichtet. Natürlich sprach sich das Ganze schnell herum. Blinde, die niemanden mehr hatten, der ihnen Zeitschriften vorlas, wandten sich an den kleinen Kassettendienst. 1994 wurde daraus ein Verein: KOM-IN-Netzwerk e.V. Seither ist das Netzwerk gewachsen und zählt zwischen 500 und 600 Hörer. Bild: Computer mit tastbarer Braillezeile

Neue Möglichkeiten nutzen
Kerstin Lander an der KopiermaschineDabei machen die Mitarbeiter auch ganz neue Medien nutzbar. Das erste deutsche Blindenhörbuch im mp3-Format beinhaltet die Erinnerungen der blinden Pastorin Ruth Zacharias: "Gottes Nähe zu erfahren - Taubblinde Menschen werden meine Wegbegleiter". Zwei Bibelversionen werden durch die Programmierung von blinden Mitarbeitern auf CD-ROM angeboten. Ein Andachtsbuch in Kassettenversion, auch als CD-ROM ist in Arbeit. Unter dem Namen "kina-TV' wird der Offene Fernsehkanal Saalfeld genutzt, um Informationen über blinde, körperbehinderte Menschen und das Christentum zu verbreiten.


Zeitschriften hörbar machen
Doch das Kernstück der Arbeit im KOM-IN-Netzwerk sind noch immer die Hörzeitschriften. Es werden acht solcher Hörzeitschriften angeboten. Darauf findet man vorwiegend Artikel aus Zeitschriften, die für Blinde durch Aufsprechen hörbar gemacht werden. Bewusst wurden Zeitschriften wie "Brennpunkt Seelsorge" oder "Nachrichten aus Israel“ gewählt, um so Werte gerade aus dem christlichen Bereich wiederzugeben. Die Kassetten werden ein- bis zweimal pro Woche aufgesprochen und dann im Studio vervielfältigt und an die Abonnenten verschickt. Zu den Hörern gehören Menschen aus ganz Europa. Natürlich kommen die meisten aus Deutschland, doch auch nach Tschechien, Ungarn, Russland, Italien und sogar nach Israel werden regelmäßig Kassetten geschickt. Nach Gebrauch senden die Hörer ihre Kassetten wieder zurück. Verspätet sich eine Rücksendung, so wird angerufen und nachgefragt. Oft tut es den blinden Menschen gut, wenn sich jemand bei ihnen meldet und sie dann von ihren Freuden, aber auch von ihren Sorgen und Problemen erzählen können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Netzwerks bringen diese dann in einer Andacht durch Gebet vor Gott. Ein blinder Hörer aus Russland berichtete durch Tonbriefe (besprochene Kassetten) über die Schwierigkeiten blinder Menschen in seinem Heimatland. Unter großen Anstrengungen baut er nun einen eigenen Blindendienst auf. Viele blinde Hörer unterstützten die Hilfsaktion des KOM-IN-Netzwerks mit Kassettenspenden. Auch ein Kopiergerät ist nach Russland unterwegs.

Gottes Wort unter die Leute bringen
Dem KOM-IN-Netzwerk ist es wichtig zu zeigen, dass Christen Medien nutzen können, um das Wort Gottes unter die Leute zu bringen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter setzen ihre persönlichen Gaben ein, um ihren Nächsten zu dienen. Doch auch die Hörer dienen dem Verein. Durch finanzielle Unterstützung, viel Lob, aber auch Kritik wird die Arbeit sehr bereichert. Oft werben Hörer andere Hörer, und das KOM-IN-Netzwerk hat nichts dagegen, wenn es noch viele mehr werden.

Kerstin Lander, Johanna Sorge, Unterloquitz

Lander, Kerstin, Sorge, Johanna, 29.06.2003
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Veröffentlicht am 28.06.2003 von Kerstin Lander, Johanna Sorge