Geschriebenes wird für Blinde in Unterloquitz hörbar gemacht
Vor Weihnachten hat das KOM-IN-Netzwerk besonders viel zu tun
Unterloquitz (OTZ/cs). Blinden Mitmenschen versucht das KOM-IN-Netzwerk mit seinen Möglichkeiten an der Kommunikationsgesellschaft teilhaben zu lassen. Dies geschieht über die Auswertung von (Blinden)zeitschriften, die im Unterloquitzer Ton- und Kopierstudio von Jörg Sorge aufbereitet und hörbar gemacht werden. Vor allem christliche Texte, die über Kassetten an die Frau und den Mann gebracht werden. Die im Tonstudio besprochenen sogenannte Mutterkassette, immer öfter wird sie auch szenisch gestaltet, dient als Original, das dann bis zu 250 mal kopiert wird.
Dabei unterstützen Jörg Sorge Kerstin Lander und Franziska Müller. Für die Wahl-Saalfelderin Kerstin Lander ist das Besprechen, Kopieren, Versandfertigmachen eine beglückende Tätigkeit, die sie zugleich stärker mit der Umwelt in Kontakt bringt. "Mit der Zeit bilden sich Kontakte zu unseren blinden Hörern aus. Die Kassetten werden nach dem Abhören von ihnen zurückgesandt, das macht die Post unentgeltlich. Da wird auch schon mal ein persönliches Wort oder ein Wunsch angebracht", so Frau Lander, die seit etwa drei Jahren bei KOM-IN hilft.
Das Netzwerk entstand nach der Wende, als die vom Christlichen Blindendienst betriebene ostdeutsche Hörbücherei- Jörg Sorge war einer ihrer Mitarbeiter - geschlossen wurde in der Absicht, die ostdeutschen Blinden vom Westen aus mit zu betreuen. Seit 1991 werden Inhalte der christlichen Hörbücherei von Ehrenamtlichen fortgeführt. Ergebnis ist das Monatsmagazin "ABC-Journal" als Ton-Kassette. 1993 ruft Sorge das KOM -Netzwerk ins Leben. Ziel ist, als Christen Verantwortung in den Medien wahrzunehmen. Es versteht sich als freies - überwiegend spendenfinanziertes Werk - das den christlichen Glauben fördem will, alternative Lösungsmöglichkeiten für die Probleme unserer Zeit sucht. Ein Jahr später werden die ersten Videotexte gesendet, der Tonträgerversand beginnt. KOM-IN wird als mildtätig anerkannt, seine Mitarbeiter einschließlich Jörg Sorge arbeiten ehrenamtlich, erhalten nur Aufwandsentschädigung.
Der 34jährige, tagsüber Handelsvertreter, arbeitet fast täglich an der Vervollkommnung des Netzwerkes. Erste Nachrichten werden 1995 über Mailboxnetze weiterverbreitet, eine eigene Mailbox ist in Vorbereitung. Dieses Jahr wurde das Online-Magazin im Internet gestartet. Per Zusatzgerät können Blinde den Bildschirmtext erfühlen. Viel Zuspruch hat die tägliche Bibellese "Bibel für heute". Eine weitere KOM-IN Publikation ist der Rundbrief. Etwa drei werden jährlich publiziert. Der nächste erscheint 1997.
Ungewöhnlich das Impressum: "Verantwortlich Jörg Sorge, Gestaltung: Mitarbeiter gesucht!, Druck: der Drucker, Papier: umweltfreundlich; Geld: keins". Anders gesagt: Spenden sind jederzeit willkommen, um so mehr, da dringend nötig derzeit ein neuer Kassettenkopierer ist.
Veröffentlicht am 18.12.1996 von Christop Stieler