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Blinden- und Sehbehindertenseelsorge in München

Ein Gespräch mit Pfarrerin Maren Schubert

Portraitfoto von Maren Schubert mit halblangem dunklen Haar, einem bunten Tuch und Brille. c: Schubert

Portraitfoto von Maren Schubert mit halblangem dunklen Haar, einem bunten Tuch und Brille. c: Schubert


Für die Evangelischen Dienste München war es keine Frage, ob die freiwerdende Stelle in der Evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge wieder besetzt werden sollte. Seit dem 1. Juli 2023 ist Pfarrerin Maren Schubert neben der Tätigkeit bei der Fachstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt für blinde und sehbehinderte Menschen in München da.

Hören Sie hier ein Gespräch mit ihr:

Transkript

Sorge: Pfarrerin Marin Schubert ist zuständig für die evangelische Blinden-und Sehbehinderten-Seelsorge in München. Das ist eine Einrichtung evangelischer Dienste in München. Ich begrüße sie hier in unserem Videokonferenzraum. Hallo!

Schubert: Hallo Herr Sorge, grüß Sie Gott!

Sorge: Wir möchten uns über Ihren Arbeitsbereich unterhalten und zu Beginn gern erfahren, wie der Weg aussah, der Sie zur Blinden- und Sehbehinderten-Seelsorge führte.

Schubert: Ich bin ordinierte Pfarrerin, habe Theologie studiert. Der Weg in die Blinden-Seelsorge ist ein bisschen so, wie das bei mir oft gelaufen ist, dass ich im Nachhinein sage, da muss Gott mich geführt haben. Es war eine Mischung aus Zufall und passender Idee zum passenden Zeitpunkt über eine Bekannte. Da habe ich gehört, dass die Stelle in München bei der evangelischen Blinden-Seelsorge frei werden würde. Somit habe ich mich dort kundig gemacht, mich beworben und die Stelle tatsächlich bekommen. Ich habe eine geteilte Stelle, das bedeutet, ich arbeite zur Hälfte bei der Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt und zu 25 %  für die evangelische Blinden- und Sehbehinderten-Seelsorge in München. So ist der Weg gewesen.

Sorge: Was ist Ihnen denn allgemein und ganz persönlich wichtig im Leben?

Schubert: Mir ist meine Familie sehr wichtig. Mir ist mein Glaube wichtig. Mein Glaube treibt mich an, trägt mich, auch in schwierigen Lebenssituationen. Er ist das, was ich gerne weitergebe, lebe und eben auch mit anderen Menschen teile.
Ich bin gerne draußen, bin auch gerne in Gesellschaft, ich mag Menschen, und bin aber auch ganz gerne mal alleine.

Sorge: Wie kann man sich dann die Blinden- und Sehbehinderten-Seelsorge in München vorstellen? Welche sind die Kennzeichen, die Aufgaben und Angebote?

Schubert: Wir haben verschiedene Angebote, ein Kern unserer Angebote ist der Nachmittag der Begegnung, welcher einmal im Monat stattfindet, zu verschiedenen Themen.
Da gibt es Kaffee und Kuchen und ein Thema irgendwie aufbereitet, biografisch, kulturell, gesellschaftlich oder auch theologisch. Wir hatten zum Beispiel über Tiere in der Bibel gesprochen oder über Sport in der Bibel. Wir machen auch Ausflüge zusammen, sind unterwegs zu Exkursionen. Das ist so ein wichtiges Standbein.
Die andere Seite, denke ich, ist nachgehende Seelsorge, Menschen begleiten in schwierigen Situationen, sei es, wenn sie erfahren haben, dass sie erblinden werden oder dass ihre Sehkraft nachlässt. Es ist ja ein schwieriges Thema, das viele Fragen aufwirft, eben auch
geistlicher Natur. Dies ist das zweite Standbein.


Sorge: In manchen Landeskirchen, zum Beispiel in der Mitteldeutschen Kirche gibt es seit Jahren gar keinen eigenen Bereich mehr für blinde und sehbehinderte Menschen. In anderen  Landeskirchen hören wir von Kürzungen und Umstrukturierungen. Wie kommt es denn, dass es gerade in der evangelischen Kirche München anders zu sein scheint?

Schubert: Das kann ich Ihnen auch nicht genau sagen. Ich weiß nur, dass solche  Überlegungen bei der Wiederbesetzung meiner Stelle keine Rolle spielte, weil die  „evangelischen Dienste München“ sich ganz klar für die Blinden-Seelsorge eingesetzt haben und es, so glaube ich, keine Frage war, diese Stelle zu kürzen und man auch in der Community sehr froh war, dass die Stelle  so nahtlos besetzt werden konnte.

Sorge: Das ist sehr schön, ja, genau. Wo würden Sie denn Herausforderungen oder vielleicht auch Probleme bei Ihrer Arbeit sehen?

Schubert: Ich sehe eigentlich nach einem guten Jahr, das ich jetzt hier in der Blindenseelsorge bin, wenige große Probleme. Ich denke schon, dass sich auch unsere Arbeit verändern wird. Die Gemeinde, die sich jetzt hier um die Blindenseelsorge sammelt, wird auch immer älter. Ich würde mir wünschen und vorstellen können, dass auch jüngere Leute dazukommen. Das fände ich auch sehr schön und hätte dann auch Ideen, was man machen könnte.

Sorge: Ja, blinde Menschen brauchen auch immer sehende Begleitpersonen, die sie zu Veranstaltungen begleiten.

Schubert: Das ist auch immer wieder ein Thema, dass wir auf der Suche sind nach Menschen, die dazu Lust haben. Das sind die Herausforderungen, die wir haben.

Sorge: Aus anderen Landeskirchen, beziehungsweise Arbeitsbereichen der Blindenseelsorge höre ich, dass junge Blinde gerade auch im ländlichen Bereich wegziehen, weil sie in der Stadt eine barriereärmere Umgebung vorfinden. Aber schade, denn sie landen wahrscheinlich doch nicht bei Ihnen in München, oder?

Schubert: Ja, dann hoffen wir, dass ganz viele Leute dies jetzt hören und sich denken, ja in München wäre vielleicht vieles leichter. Also wir sind da, wir haben Angebote, wir haben Ideen. Und wer dazu stoßen möchte, kann das gerne tun. Wir freuen uns. Ich freue mich sehr.

Sorge: Wie schätzen Sie denn das Thema Inklusion im Bereich der evangelischen Kirche in München ein? Da gibt es sicherlich auch Berührungspunkte oder Überschneidungen mit den einzelnen Gemeinden?

Schubert: Ja, das ist ein Thema, was sicherlich auch eine Aufgabe der Blindenseelsorge ist, dies auch immer wieder aufs Tablett zu bringen, immer wieder anzusprechen, auch in Kirchgemeinden. Es geht ja nicht darum, in den Gemeinden ein alternatives Angebot für Menschen mit Seheinschränkungen zu bieten, sondern es ist ja auch genauso wichtig, dass man vor Ort ermuntert, blinde und sehbehinderte Menschen einzubeziehen und ihnen dort auch einen Platz zu zeigen. Und wenn es da Fragen gibt, dann bin ich gerne ansprechbar,
und wir können gemeinsam überlegen, wie wir Barrierefreiheit und Inklusion weiter voranbringen.

Sorge: Und wenn man Sie diesbezüglich ansprechen möchte, wie erreicht man Sie?

Schubert: Am besten per Telefon, auf den Anrufbeantworter sprechen oder per E-Mail unter
blindenseelsorge.muenchen@elkb.de oder auf unserer Webvisitenkarte kann man uns auch finden unter Blindenseelsorge Muenchen.

Sorge: Über die evangelische Blinden- und Sehbehindertenseelsorge habe ich
gesprochen mit Pfarrerin Marin Schubert.


Ganz herzlichen Dank für das Gespräch.


Veröffentlicht am 21.11.2024 von Sorge, Jörg