Seelsorge mit seh-beeinträchtigten Menschen der Ev. Kirche in Hessen und Nassau
Bild: c: Dagmar Brunk/ Portrait von Gabriela Hund. Sie trägt eine Brille und schaut mit offenem Gesicht direkt in die Kamera. Hintergrund mit unscharfen grünen Blättern.
Gabriela Hund leitet seit ca. eineinhalb Jahren die Seelsorge mit seh-beeinträchtigten Menschen der Ev. Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Wie in anderen Landeskirchen, so ändert sich auch in der EKHN die Arbeitsweise in Sachen Inklusion. In diesem Gespräch erklärt sie was Inklusion für sie bedeutet und wie die Zusammenarbeit und die Angebote mit und für blinde und sehbehinderte Menschen neu gestaltet werden. Dazu gibt es einen Reseitipp in eine Stadt, deren Stadtführer sensibel auf die Belange blinder und sehbehinderter Menschen eingehen.
Kontakt und Informationen sind über diese Webseite möglich:
zsb.ekhn.de/portal/blindenseelsorge.html
Transkript
Herr Sorge:
Die Webseite der Seelsorge mit sehbeeintrechtigten Menschen der
Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau begrüßt die Besucher sehr
übersichtlich und strukturiert.
Am Telefon begrüße ich die Beauftragte dieses Seelsorgebereiches in
Darmstadt, Frau Gabriela Hund.
Hallo, Frau Hund!
Frau Hund: Hallo, Herr Sorge!
Herr Sorge: Bevor wir uns über Ihren Arbeitsbereich unterhalten, erzählen
Sie uns doch bitte etwas, was man zu Ihrer Person wissen sollte.
Zum Beispiel, gibt es Dinge in Ihrem Leben, welche Sie besonders geprägt
haben - welche Stationen waren für Sie bisher wichtig?
Ich bin 58 Jahre alt, bin Gemeindepädagogin und habe einen recht bunten
Lebenslauf, habe noch ein paar Ausbildungen mehr. Als Seelsorgerin für Seh-
und hörbeeinträchtigte Menschen bin ich jetzt seit Mitte Februar 2023 im
Dienst.
Unmittelbar vorher habe ich unter anderem ein Inklusionsprojekt gestartet.
Das war etwas, wo ich mit der Arbeit mit behinderten Menschen, der
Fachstelle Inklusion und auch mit der Schwerhörigen-Seelsorge unserer
Landeskirche in Kontakt gekommen bin. Die Stelle, die jetzt ausgeschrieben
war, wurde für „Schwerhörigen-Seelsorge und für Seelsorge mit
beeinträchtigten Menschen“ ausgeschrieben. Die Schwerhörigen-Seelsorge hatte
ich dann schon kennengelernt. Deswegen habe ich mich gerne auf diese Stelle
beworben. Die Seelsorge mit sehbeeinträchtigten Menschen war für mich
tatsächlich neu, wobei ich den Vorgänger dieser Arbeit kannte. Auch aus
diesem Grunde habe ich mich für diese Stelle beworben.
Grundsätzlich bin ich jemand, die im Leben immer wieder neue Dinge
angefangen hat, das gerne macht, gerne Arbeitsbereiche auf- und umbaut.
Damit bin ich jetzt hier durchaus auch beschäftigt.
Herr Sorge: Sie haben schon ein wenig angedeutet, wie Sie den Weg jetzt zu
Ihrer Stelle gefunden haben, ganz kurz gesagt, über ein Inklusionsprojekt.
Inklusion ist ja ein immer währendes Thema im Bereich der christlichen und
evangelischen Blinden und sehbehinderten Seelsorge.
Was fällt Ihnen denn zuerst bei dem Stichwort Inklusion ein?
Frau Hund: Mir fällt ein, dass es ein einigermaßen neues Paradigma ist,
würde ich schon sagen.
Und es gibt ja auch eine andere Programmatik in der Sehbehinderten- und
Blindenseelsorge.
Während es früher eher eine Spezialseelsorge war, geht es ja jetzt doch eher
darum, dass die sehbeeinträchtigten Menschen auch in ihren Kirchgemeinden,
in ihrer Kirche ankommen und dort auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird.
Ich finde, das ist schon ein anderer Blickwinkel.
Wobei ich auch gelernt habe, dass die seh-, wie auch die hörbeeinträchtigten
Menschen sagen: „Wir brauchen schon auch dieses Miteinander unter uns, damit
wir überhaupt sagen können, was wir gemeinsam brauchen, um in den Gemeinden
anzukommen“.
Das hat mein Inklusionsverständnis auch noch mal erweitert, diese
Erfahrungen der letzten anderthalb Jahre. Aber insgesamt ist es für mich
dieses, es gehören alle dazu und nicht mehr, so und so ist eben nun einmal
die Gesellschaft und da flicken wir jetzt jemanden rein. Das wäre für mich
das Gegenteil von Inklusion.
Herr Sorge: Sie haben schon ein wenig die Aufgabe angesprochen, die Sie
mehrfach wahrgenommen haben, Neues zu beginnen, um zu strukturieren.
Wie ist der Anfang jetzt hier? Das heißt, so neu ist der Anfang ja gar nicht
in dem Bereich der Blinden oder in dem Bereich der Arbeit mit
sehbeeinträchtigten Menschen, wie Sie das auf der Webseite auch nennen.
Frau Hund: Ja, ich hatte tatsächlich einen sehr sanften Einstieg. Mein
Vorgänger Gerhard Christ, ist ja noch bis Juni letzten Jahres im Dienst
gewesen. Das heißt, wir hatten wirklich fünf Monate, in denen wir gemeinsam
arbeiten konnten, bzw. ich mir ganz viel anschauen und lernen konnte. Ich
durfte dann auch noch mal auf eine Reise nach Irland mitfahren, die er so
als Abschiedsfahrt organisiert hatte. Somit bekam ich wertvolle Einblicke in
diese ganzen Bereiche. Das war schon mal sehr, sehr gut. Erst ab Juli musste
ich dann selber Verantwortung übernehmen.
Da habe ich viel gelernt und ich glaube, sonst hätten wir auch gar nicht so
viel von dem bewahren können, was eben halt an Arbeit über die Jahrzehnte
entstanden ist. Dies war ein sehr guter Einstieg. Und das war so diese erste
Phase. Die zweite Phase war dann eben halt, zu schauen, was kann von dem
bewahrt bleiben, was es vorher gab, was geht zu Ende, und welche neuen
Akzente setzt man.
Herr Sorge: Was charakterisiert denn die Arbeit bisher, wenn wir vielleicht
erst mal an dem Punkt stehen bleiben?
Frau Hund: Ich denke, in erster Linie dieses, was machen blinde und
sehbeeinträchtigte Menschen miteinander.
Es gab sehr, sehr viel an Treffen, sehr viel an Reisen, und das ist etwas,
was natürlich auch viel an Arbeitszeit braucht. Offensichtlich gab es auch
mehr blinde und sehbeeinträchtigte Menschen, als es sie heutzutage gibt, vor
allem eben in kirchlichen Zusammenhängen.
Es gab früher sehr, sehr viele Regionalgruppen. Übernommen habe ich noch
vier, und von denen haben zwei jetzt das letzte Mal stattgefunden. Jetzt
gibt es nur noch zwei, weil diese Menschen einfach entweder verstorben oder
so hoch betagt sind, dass sie gar nicht mehr großartig unterwegs sein
können.
Das Thema Reisen ist dann auch eines für sich. Dies war bisher eben ein ganz
großer Schwerpunkt. Das kann ich in dem Maße nicht mehr machen. Allerdings,
ganz gestorben ist es auch noch nicht. Dies kann ich ja noch mal ein
bisschen genauer erzählen.
Herr Sorge: Weniger Regionalgruppen oder regionale Bereiche.
Das ist ein Kennzeichen, was Sie ja schon hervorgehoben haben.
Wie verändert sich die Arbeit?
Frau Hund: Grundsätzlich möchte ich schon wieder gerne in die Fläche gehen,
aber anders. Ich lege viel Wert darauf, die Kirchgemeinden zu informieren
bzw. bin auch am Suchen, wo kann ich am besten ansetzen, um Menschen innerhalb
der gesamten Landeskirche dafür zu sensibilisieren, wie funktioniert das,
wie muss unser Gemeindehaus aussehen, wie muss eine Veranstaltung aussehen,
damit sich sehbeeinträchtigte Menschen dort wohlfühlen und ankommen können.
Ich schaue auch bei gesamtkirchlichen Veranstaltungen oder bei
gesamtkirchlichen Medien und melde mich dann jeweils zu Wort, wenn ich zu
viele Barrieren feststelle. Und das tue ich nicht alleine.
Was ein ganz wichtiger Bestandteil der Arbeit ist, den ich von meinem
Vorgänger übernehmen durfte, das ist der Beirat. Das sind alles Menschen,
die selber entweder blind oder sehbehindert sind. Eine Person ist noch
dabei, die langjährig als Begleitung dabei ist.
Das ist sozusagen mein Beratergremium. Ich entscheide im Grunde genommen
nichts Großes ohne dieses Gremium.
Wir treffen uns mehrfach im Jahr teilweise vor Ort, teilweise per Zoom und
alles, was konzeptionell ist, bespreche ich eben mit ihnen.
Das war, sag ich mal, ein Vermächtnis, das ich von meinem Vorgänger bekommen
habe, der über Jahre hinweg diesen Beirat entwickelt, Menschen dazu geholt
hat, die ihrerseits wieder gut vernetzt sind. Jetzt arbeiten wir da eben
wirklich konzeptionell ganz stark gemeinsam. Und das ist schon, glaube ich,
etwas Besonderes. Es ist auch insofern neu, als ich sie jetzt, noch stärker
konzeptionell mit hinein nehme, als das mein Vorgänger getan hat. Ich war
zum Beispiel ganz überrascht beim letzten Treffen. Da ging es irgendwie
darum, dass wir gesagt haben, wir bräuchten für Veranstaltungen ein paar
mehr Begleitungen. diese würden wir dann gerne ausbilden.
Und dann sagen die Beiratsmitglieder, wenn wir in die Gemeinden gehen wollen
um ihnen zu erzählen, was wir als sehbehinderte und blinde brauchen, dann
brauchen wir natürlich auch Begleitungen, sonst kommen wir da ja gar nicht
hin.
Das hatte ich gar nicht auf dem Zettel. Ich dachte immer, ich müsste das
tun, in die Gemeinden fahren, aber nein, sie würden das durchaus auch selber
machen.
Und das finde ich einfach toll. Das sind hoch engagierte Leute. Ihnen bin
ich sehr, sehr dankbar.
Ich habe das vorhin ansatzweise angesprochen, dass es ja ganz lange immer
Seelsorge für behinderte Menschen gab, egal ob für Sehbehinderte oder
andere. Das war ja früher das Paradigma.
Ich habe das umgetauft, ich habe gesagt, das ist eine Sehsorge mit
sehbehinderten Menschen, also beziehungsweise sehbeeinträchtigten Menschen.
Dieses Mit, das ist mir unglaublich wichtig, dass diese Menschen selber
aktiv werden können, selber sagen können, wo es langgeht. Und auch das ist
für mich eine der Bedeutungen von Inklusion, dass da nicht jemand über sie
bestimmt, sondern dass sie eben selber sagen, wo es für sie auch in unserer
Kirche langgeht. Wenn Menschen da sind, die sich in der Weise tatsächlich
mit einbringen können, ist das, glaube ich, sehr viel wert. Und es gibt in
einer ganzen Reihe von Landeskirchen diesen Ansatz, die Kirchgemeinden fit
zu machen, ihre Gemeindearbeit inklusive zu gestalten.
Herr Sorge: Meine Frage ist dabei auch immer wieder: Wir haben es in
manchen Regionen mit zum Teil stark schrumpfenden Kirchgemeinden zu tun. Es
sind manchmal Kirchgemeinden, in denen der Grundbetrieb aufgrund geringer
Mitgliederzahlen nur noch sehr schwer aufrecht zu erhalten ist. Und dann
kommt manchmal noch die Frage, „jetzt sollen wir auch noch inklusiv sein“?
Klingt jetzt ein bisschen provokant. Wie sehen Sie das? Und wo gibt es
generell Herausforderungen in Ihrer Arbeit oder in Ihrer Herangehensweise?
Frau Hund: Ich sage mal, es ist ja nicht besonders inklusiv gedacht, wenn
man sagt: „Und jetzt müssen wir auch noch inklusiv sein“, denn dann können
wir die alten Leute auch daheim lassen, weil, diese kommen genauso mühselig
zum Gottesdienst, wie vielleicht ein Blinder, der nicht Auto fahren kann.
Wir müssen uns sowieso überlegen, wie wir das machen, wenn wir in größeren
Einheiten unterwegs sind, die Fläche dann größer wird. Wie schaffen wir das,
dass alle dahin kommen können, wo sie hinwollen. Das müssen wir für ältere
oder gehbehinderte Menschen genauso im Blick haben, wie für Sehbehinderte
auch. Wenn wir sagen, oh nein, das wollen wir aber nicht, wir wollen nur die
haben, die super fit sind, dann sind unsere Kirchen halt noch ein bisschen
leerer, als sie jetzt gerade schon sind.
Die zweite Frage war, wo ich insgesamt Herausforderungen sehe. Dies ist eine
sehr große Frage.
Ich glaube, die größte Herausforderung ist vielleicht tatsächlich sogar
diese Frage, die Sie eben gestellt haben, das deutlich zu machen, dass
Inklusion einfach etwas ist, was zu uns dazugehört, auch vom Wesen der
Kirche dazugehört, und nicht irgendein Luxus-Sahne-Häubchen für gute Zeiten.
Wir sind ja nicht mehr wirklich richtig Kirche, wenn wir nicht inklusiv
sind, wenn wir Menschen draußen lassen. Und natürlich stimmen wir in der
Theorie vielleicht alle zu. aber das dann durchzubuchstabieren, und dann
auch wirklich zu gucken, was dies in der Praxis bedeutet. Das ist dann
wirklich, sag ich mal, geduldige Arbeit, immer auch Dinge wiederholen.
Und wie kann man es machen, dass man Menschen aller Beeinträchtigungen,
besonders solche mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen, mit auf dem Schirm hat?
Da versuche ich jetzt halt auch ganz viel Öffentlichkeitsarbeit zu machen
und Menschen ins Boot zu ziehen, auch zu begeistern.
Letztendlich ist es ja auch interessant, mitzubekommen, oh, man kann
durchaus unterschiedlich kommunizieren. Ich kann grundsätzlich zum Beispiel
darauf achten, dass ich bei Veranstaltungen mindestens einmal zwei Sinne,
also zum Beispiel Hören und Sehen anspreche, damit ich eben möglichst viele
Menschen erreiche. Das schadet niemandem. Und wenn man das einmal eingeübt
hat, dann ist das ja auch nicht mehr so mühselig. Man muss dahin kommen,
dass einem dies selbstverständlich wird und dass Kirche nicht nur Kirche des
Wortes, sondern ab und zu auch des Bildes ist. Wenn wir aber ein Bild
verwenden, dann bitte auch wieder die Worte dazu, also, dass wir einfach
mehrere Sinne ansprechen.
Ich denke, wenn wir uns auf solch einen Weg machen, dann ist das tatsächlich
ein interessanter Weg, bei dem man auch selbst lernen kann. Und ich denke,
gerade auch daran, wie wir mit Menschen, welche besondere Bedürfnisse haben,
zum Beispiel mit Menschen mit Behinderungen umgehen, ist auch vielleicht ein
Spiegel für unsere Gesellschaft oder wie wir in die Gesellschaft
hineinwirken könnten.
Herr Sorge: Sie haben doch das Thema Reisen angesprochen, oder solche
Treffen. Wollten Sie noch etwas dazu sagen? Da möchte ich noch einmal
nachhaken.
Frau Hund: Genau. Zum Thema Reisen, habe ich halt überlegt.
Ich stand dann da und hatte in meiner Stellenbeschreibung eigentlich gar
keine Reisen mehr drin. Auf der anderen Seite hatte ich meinen Beirat, der
vehement dafür gekämpft hat, dass noch Reisen stattfinden. Und ich dachte,
okay, was mache ich denn jetzt damit? In erster Linie steht bei mir
konzeptionelle Arbeit drin, ein bisschen Seelsorge und
Netzwerkarbeit.
Und dann habe ich gedacht, wir haben doch ein spezialisiertes Reisebüro in
unserer evangelischen Kirche von Hessen und Nassau, nämlich „Evangelisch
Reisen“ in Frankfurt. Ich frage doch die mal. Und da ist es tatsächlich so,
dass durch diese ganzen Umsatzsteuerreformen und was da alles auf uns
zukommt, schon mehrere angefragt haben, die früher ihre Reisen selber
organisierten, gesagt haben, könnt ihr das nicht in Zukunft für und mit uns
machen? Und wir eben auch.
Und ja, wir haben uns also dann aufeinander zubewegt.
Die haben halt gesagt, reisen können wir, aber Blinde, keine Ahnung, das
müsst ihr uns liefern. Und ich habe wiederum gesagt, ja, ich darf halt in
Zukunft eigentlich selber keine Reisen mehr leiten. Aber sucht einen
Dienstleister, der sich dann noch auf diese Menschen näher einstellt.
Und wir haben das miteinander erarbeitet und hatten jetzt eine Woche, wo wir
in Erfurt waren, mit doppelter Reiseleitung, also einen ehrenamtlichen
Reiseleiter von „Evangelisch Reisen“ und wir von der Blinden-Seelsorge.
Da war ich dabei. Wenn wir dies jetzt auswerten, dann hoffe ich, dass es
weitere gemeinsame Reisen gibt, dann aber ohne mich, sondern mit
ehrenamtlichen hier aus der Sehbehinderten- und Blindenseelsorge. Wir müssen
jetzt noch ein paar formale Dinge klären, die sich aus der Auswertung der
letzten Reise ergeben.
Aber ich bin guter Zuversicht, dass wir spätestens 2026 wieder eine
gemeinsame Reise machen können, die ich dann halt leider nicht mehr selber
begleiten darf, sondern eben nur noch vom Schreibtisch aus mit vorbereiten
kann. Auch dafür, denke ich, brauchen wir dann sehr fitte Ehrenamtliche. Wir
haben ja ohnehin auf den Reisen immer die ehrenamtlichen Begleitungen mit
dabei.
Aber mein Traum ist, dass wir dann vielleicht Ehrenamtliche haben, die auch
ein Stück weit Seelsorge leisten können; denn das passiert natürlich gerade
auf den Freizeiten. Und ich würde gerne das Jahr 2025 dafür nutzen, um neue
Ehrenamtliche zu akquirieren und dann auch auszubilden. Wir haben
zwar einen Stamm von Begleitungen, aber das dürften ein paar mehr sein, weil
einige auch mittlerweile sozusagen im Ruhestand sind.
Herr Sorge: Wenn Reise-Unternehmen oder Agenturen fit gemacht werden für
Inklusion, dann wäre das ja doch ein ganz konkreter Punkt auf der Agenda,
die Sie sich selbst gesetzt haben.
Und auf meine Stichwortliste hatte ich auch Erfurt gesetzt. Vielleicht
können Sie ja schon etwas verraten. Erfurt ist von der Zentrale des
Kom-In-Netzwerkes nicht weit entfernt. Wie war denn Ihre Reise nach Erfurt
verlaufen?
Frau Hund: Also grundsätzlich ist sie erst mal sehr gut verlaufen.
Wir hatten auch ein Haus, in dem wir gut untergekommen sind.
Das einzig Dumme war, das wir keinen Blindenführhund mitbringen durften.
Das hat uns eine Teilnehmerin gekostet.
Wo wir sehr überrascht, also angenehm überrascht waren, wie tolle Führungen
wir bekommen haben. Wir hatten in Erfurt einen ganz tollen Stadtführer, der
sich gut auf blinde und sehbehinderte Menschen einstellen konnte. Diesen
haben wir dann sogar noch über das ursprünglich Geplante hinaus noch einmal
extra gebucht, damit er uns noch die Synagoge erklärt.
Wir hatten dann auch noch einen Ausflug nach Weimar gemacht und dort im
Goethehaus auch eine ganz tolle Führung erlebt.
Im Erfurter Dom gab es eine Führung, wo wir dann zum Beispiel den Hirtenstab
des Bischofs anfassen durften, dazu noch ein paar Sachen aus der
Schatzkammer. Das fand ich schon beeindruckend, wie viele Gedanken sich
diese Stadtführer gemacht haben, um auf die Gruppe entsprechend einzugehen.
Also das hat mich schon sehr beeindruckt. Da haben wir sozusagen noch einen
inklusiven Reisetipp.
Herr Sorge: Ich habe gesprochen mit Gabriela Hund von der Seelsorge mit
sehbeeinträchtigten Menschen in der evangelischen Kirche in Hessen und
Nassau. Gibt es noch irgendetwas, was Sie unbedingt loswerden möchten?
Frau Hund: Das eine, was ich gerne loswerden möchte, ist, wo man ein
bisschen mehr über meine Arbeit erfahren kann. Ich könnte natürlich auch
noch erklären, wie wir auf diesen schicken Namen kommen. Aber das ist
vielleicht was für hinterher.
Herr Sorge: Ja. Geben Sie uns Kontaktmöglichkeiten, ja?
Frau Hund: Genau, also Sie haben ja schon genannt, die Website
Blindenseelsorge-ekhn.de. Die Seite wird auch demnächst neu gestaltet. Da
sollen dann noch ein paar mehr Inhalte drauf. Und sie ist im Moment auch
nicht komplett barrierefrei, das soll noch besser werden.
So, und dann habe ich neu angefangen: Instagram und Facebook. Auf Instagram
findet man uns unter „Sinne und Seele“.
Und auf Facebook unter „Sinne und Seele.ekhn“.
Das ist vor allem interessant für Gemeinden, wo ich etwas zum Thema
Inklusion, speziell für seh- und hörbeeinträchtigte Menschen erzähle.
Herr Sorge: Das ist interessant. Ich kann nur kurz anfügen, wir sind als
Komm-In-Netzwerk im „Fediverse“ unterwegs und sind da auch überrascht,
welchen Mehrwert auch dieser Kanal, dieses sogenannte Social Media haben
kann.
Ich freue mich und danke Ihnen für dieses Gespräch. Ich wünsche Ihnen alles
Gute für Ihre weitere Arbeit und herzliche Grüße, dann nach Daumenstein.
Frau Hund: Ja, Dankeschön.
Veröffentlicht am 28.09.2024 von Sorge, Jörg